Heimarbeit aus der Sicht eines Software Entwicklers

Ich möchte hier die Auswirkungen dieses unvorhergesehenen Ereignisses auf mein privates und berufliches Leben teilen. Eine kleine Geschichte meines täglichen Lebens während der Quarantäne, von der Anpassung an das Heimbüro und persönliche Eindrücke.

Mein Name ist Federico Scacchi und ich arbeite seit 5 Jahren bei SISA als Entwickler. Ich lebe im Tessin, der Region der Schweiz, die derzeit am stärksten vom Corona-Virus betroffen ist. Für viele Menschen im Tessin ist das Leben seit dem 12. März nicht mehr dasselbe. Bis zu diesem Tag war der Bevölkerung nicht wirklich klar, was geschah und wie sich ihr Leben verändern würde. Die Schließung öffentlicher Plätze und die verschiedenen von der Regierung auferlegten Beschränkungen erforderten eine Isolierung der Menschen. Ich konnte sehen, dass das größte Hindernis für Menschen meines Alters darin bestand, das soziale Leben aufzugeben und plötzlich viel Freizeit zu haben. Wenn der Alltag vieler Freunde und Bekannten früher aus Arbeit, Sozialleben und Sport/Hobby bestand, fanden sie sich von einem Tag auf den anderen ohne all das wieder. Was früher den Tag geprägt hat, ist jetzt vorbei. Home Office ist nicht für alle Berufe machbar, und das gesellschaftliche Leben sowie der Sport ist seit einigen Wochen verboten. Viele Menschen haben deshalb vor der Herausforderung gestanden ihren Tag neu zu gestalten, mit dem Risiko, sich zu langweilen. Zum Glück habe ich diese Situation nicht selbst erlebt, denn dank meines Berufs hat mein Alltag keine großen Änderungen erfahren. Die Arbeit füllt meine Tage aus und dank der Zeitersparnis für das tägliche Pendeln, kann ich meiner Familie und meinen Hobbys mehr Zeit widmen. Ich halte es für sehr wichtig, auch in dieser besonderen Zeit unseres Lebens ein geregeltes Leben zu führen. Die Arbeit hält mich psychisch aktiv, während die körperliche Aktivität es mir ermöglicht, die in dieser Zeit angesammelte "Frustration" abzubauen.

Ich war schon immer vom Home Office fasziniert. Ich glaube, dass die Möglichkeit, sich die Zeit selber zu organisieren, indem man Arbeit, Familie und Freizeit miteinander verbindet, den Tag abwechslungsreicher, weniger eintönig und sicherlich produktiver macht. Leider wird diese Meinung nicht von allen geteilt. Tatsächlich mögen viele Menschen das Home Office nicht, da sie vor allem Bedenken hinsichtlich der Produktivität und möglicher Ablenkungen zu Hause haben. Aus Sicht der Arbeit betrachte ich den Covid-19 als eine große Chance für die Entwicklung. Die Unternehmen waren gezwungen, sich in kurzer Zeit an die neue Herausforderung der Heimarbeit anzupassen, was unter anderen Umständen Monate, wenn nicht Jahre gedauert hätte. Die SISA hat sich in dieser Hinsicht bewährt. Innerhalb weniger Tage wurden die Mitarbeiter mit den notwendigen Mitteln und Werkzeugen ausgestattet, um ihre Arbeit uneingeschränkt von zu Hause aus erledigen zu können.

Um meine Arbeit bestmöglich auszuführen, musste ich mir den Raum für ein Büro zu Hause schaffen. Da wir in einem offenen Raum leben, nutzen meine Partnerin und ich den Küchentisch normalerweise für die unterschiedlichsten Zwecke. Da sie derzeit auch von zu Hause aus arbeitet, musste ich mich auf eine andere Art und Weise organisieren, indem ich mit meinem alten Uni-Schreibtisch einen Arbeitsraum schuf. Die gemeinsame Nutzung des offenen Raums schafft keine Probleme für die tägliche Arbeit. Wenn ich jedoch mehr Konzentration oder einfach nur eine andere Perspektive brauche, habe ich das Glück, an einen Ort im Grünen in der Nähe meines Zuhauses gehen zu können, wo ich Ruhe und weitere Anregung finde.

Der schwierigste Teil dieser Situation ist die Distanz zu den Angehörigen. Technologien können diese Lücke nur teilweise ausfüllen. Sie erlauben zwar, in Kontakt zu bleiben, können jedoch nie die Atmosphäre schaffen, die entsteht, wenn man mit anderen Menschen in persönlichem Kontakt ist. Ich persönlich benutze Mittel wie Whatsapp und Skype täglich, um mit Familie und Freunden in Kontakt zu bleiben. Ich versuche auch, mich nützlich zu machen, indem ich für Großeltern sowie Onkel und Tanten, die derzeit nicht in die Supermärkte gehen können, einkaufe.

Der Kampf gegen das Virus ist noch lang und es bedarf des Beitrags aller, um wieder zur Normalität zurückzukehren. Ich bin sicher, dass wir aus dieser Situation bereichert hervorgehen werden, aber jetzt mehr denn je: #BLEIBTZUHAUSE #ZUSAMMENSCHAFFENWIRDAS

Autor: Federico Scacchi
Abteilung: Softwareentwicklung
Datum: 08.04.2020

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